· 

Das ist mein Lieblingskleidungsstück!

Dein Schrank muss doch voll davon sein?

In Gesprächen mit Bekannten, Freundinnen oder aber auch während meiner Beratungen mit Kundinnen höre ich sehr häufig: „Na, bei Deinem Beruf kannst du dir doch alles selbst machen. Und Dein Schrank ist doch bestimmt voll mit Lieblingstücken“.

Das hört sich theoretisch erst einmal richtig an. Aber wenn ich morgens den Schrank aufmache, greife ich leider nicht nur zu diesen besagten Lieblingsstücken.

Klar habe ich viele Kleidungsstücke, die ich mit großer Hingabe hergestellt habe, aber das heißt nicht automatisch, dass sie auch meine „Lieblinge“ sind.

Kleidungsstücke, die uns selbstbewußter erscheinen lassen.

Als ich mir diesen Titel zum Blog bzw. zu dieser Blogparade (was das ist und wie Du mitmachen kannst, dann erfährst Du hier!) überlegt habe, dachte ich eher an Kleidungsstücke, die uns richtig gut gefallen, die aber auch eine besondere Geschichte erzählen können. Die uns aus den unterschiedlichsten Gründen ans Herz gewachsen sind.

Die uns besonders gut kleiden, aber auch solche, in denen wir uns so ganz anders fühlen. Solche, die erst aus einer Kleiderhülle genommen werden müssen, weil sie aus besonderem Material sind und geschützt werden wollen. Die uns schon beim Hineingleiten ein Gefühl von Luxus geben.

Kleidungsstücke, die uns automatisch aufrechter stehen und gehen lassen, in denen wir die Schulter gerade ziehen und einen selbstbewussten Gesichtsausdruck bekommen.

Kleidungsstücke mit Geschichten.

Kleidungsstücke, die an besonderen Orten gekauft wurden, oder die, die wir an anderen Menschen gesehen und uns besonders gut gefielen.

Solche, die das Monatsbudget gesprengt haben und doch auch nach vielen Jahren immer noch ein liebevoller Begleiter sind.

Vielleicht haben wir sie auch geschenkt bekommen. Von einem Menschen, der uns besonders wichtig war oder ist und der genau wusste, was wir mögen.

Es gibt so viele und unzählige Möglichkeiten.

 

Plötzlich erinnerte ich mich an die Geschichte.

Beim Durchschauen meines Schrankes fällt mir immer wieder eine besondere Jacke in die Hand.

Eine schwarze Jacke mit einem auffälligen Volant an der Vorderseite. Sie ist aus einem zeitlosen Wollcrêpe. Mir war gar nicht mehr bewusst, was diese selbstgenähte Jacke so besonders macht. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich vor ein paar Monaten vom „Norddeutschen Handwerk“ für einen Artikel angesprochen wurde, was denn mein liebstes Stück gewesen sei. Dabei kam mir wieder die Erinnerung an diese schwarze Jacke.

 

So entstand die Idee.

Ich habe zu Beginn der 2000er Jahre beim Otto Versand in Hamburg als Qualitätsentwicklerin für Bademoden gearbeitet. Zweimal im Jahr sind wir für mehrere Wochen nach Hongkong geflogen und haben dort gemeinsam mit unseren Lieferanten die Modelle besprochen, die in den kommenden Saisons im Katalog erscheinen sollten.

Dazu gehörten auch immer wieder gemeinsame Abende mit Kollegen oder auch Lieferanten im Hongkonger Nachtleben.

An diesem Abend waren wir in der Roof Top Bar des Luxushotels „Peninsula“ in Hongkong. Spät am Abend sind wir dann mit dem Fahrstuhl zurück in den Ground Floor gefahren. Und beim Öffnen der Fahrstuhltür standen wir in einem Gang vor den Schaufenstern der hoteleigenen Modeboutique. Und dort sah ich sie! Sündhaft teuer, aber so schön!

 

Sofort verliebt.

Ich habe mich sofort in diese Jacke verliebt. Meine Kolleginnen waren ungeduldig, da die Taxen draußen vor dem Hoteleingang auf uns warteten. Aber ich musste unbedingt noch Fotos machen, um alle Details festzuhalten.

In Deutschland wieder angekommen, habe ich die Bilder ausgedruckt und an meine Pinwand gehängt. Zu dem Zeitpunkt habe ich kaum noch genäht. Und das Projekt erschien mir auch ziemlich groß, weil ich einfach keine Routine mehr in der Schnitterstellung hatte.

 

Ich schätze, es hat fast 10 Jahre gedauert, bis ich nach diversen Umzügen, meiner Meisterprüfung und Atelieröffnung nun endlich das Projekt „Hongkong-Jacke“ in Angriff genommen habe.

Aber es hat sich gelohnt. Bei der Stoffauswahl gab es noch lange innere Dialoge, da ich ja einen Stoff verwenden wollte, der pflegeleicht und zeitlos sein sollte. Und Muster und dergleichen kamen auch nicht in Frage, da der Schnitt und auch der Volant an der Vorderseite schon ein Hingucker sind.

 

Vielseitig Kombinierbar.

Im Nachgang freue ich mich, dass ich genau diesen schwarzen Woll-Crêpe verwendet habe, den meine Tante mir vor Jahren geschenkt hat. Sie ist inzwischen verstorben und somit wird die Jacke noch besonderer für mich.

Diese Jacke ist für mich ein absolut zeitloses Stück. Kombiniert mit Jeans und Loafer bestehen wir gemeinsam den Alltag. Mit einer schwarzen Hose und einem eleganten Schuh ist sie durchaus festlich und abendtauglich.

Ich bin damit immer gut angezogen, muss mir keine Gedanken über passende Blusen, Hemden oder Shirts darunter machen und fühle mich weder under- noch overdressed.

Energiekiller aussortieren.

Du siehst, auch Kleidungsstücke erzählen Geschichten, die uns immer wieder an bestimmte Momente erinnern.

Und daher ist es so wichtig, nur wirkliche Lieblingsteile im Kleiderschrank zu haben. Solche Stücke, die Dich wertschätzen, die dich größer werden lassen und in denen Du Dich rundherum wohl fühlst.

Und alles, was das nicht tut, hat da nichts zu suchen.

Manchmal ist es ein echter Kraftakt, die Energiekiller auszusortieren. Aber es lohnt sich! Denn der Griff in den Schrank soll auch Spaß machen und kein schlechtes Gewissen entstehen lassen.

Hast Du Dein Lieblingsstück schon gefunden?

Ich wünsche es Dir. Und freue mich, wenn Du Deine Geschichte hier hinterlässt. 

Und wenn Du bei der Blogparade mitmachen willst, dann klicke auf den unterstehenden Button.

 

Sei fein angezogen.

Nadja

PS. Wenn Du „erste Hilfe“ für Deinen Kleiderschrank benötigst, dann schau doch mal, was sich hinter dem Button verbirgt. Hier findest Du mein Workbook, mit dem Du selbst mal genauer hinschaust, wie Du Dich selbst wahrnimmst. Und warum an dir manche Kleidungsstücke so gut aussehen, andere wiederum nicht. Auf der Basis geht es dann Deinem Kleiderschrank an den Kragen.

Und wer weiß, vielleicht taucht dann nach dem Ausmisten doch noch plötzlich DAS TEIL auf, was großartige Erinnerungen wach werden lässt und welches Du wieder „reaktivieren“ kannst.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0